Sinn-volle Spielmaterialien für Krippenkinder

Zur Bedeutung des Spiels mit Alltagsmaterialien

 

Empfehlungen für eine Grundausstattung

“Krippenkinder spielen mit allen Dingen und Materialien, die für sie erreichbar sind. Sie nehmen sie in die Hand, sehen sie sich von allen Seiten an, stecken sie mit Vorliebe in den Mund und probieren aus, was man mit ihnen machen kann.

Kinder im Alter von eineinhalb bis drei Jahren sind im Alter der Stapel- und Transportspiele. Aus diesem Grunde brauchen sie vielerlei Materialien, um solche Spiele machen zu können. Da es bei den Kindern dieser Altersstufe nicht um den Wert eines Spielzeuges geht, sondern darum, mit Materialien experimentieren zu können, brauchen sie Spielmaterialien aus der Natur, Alltagsmaterialien und sog. wertfreie Materialien. Bei vorgefertigtem Spielzeug ist auf gute Qualität zu achten.

Es geht bei der Auswahl des Spielzeugs nicht darum, den Kindern möglichst viel zur Verfügung zu stellen, sondern darum, Spielzeug mit unterschiedlichem Aufforderungscharakter auszuwählen. Für Kinder ist es interessant, gezielt ausgewähltes und durchdachtes Material, unter dem Motto »weniger ist mehr«, zur Verfügung gestellt zu bekommen. Es ist zu empfehlen, dieses Spielzeug zeitweise durch anderes, neues, interessantes Material auszutauschen und das bereits bekannte zwischenzulagern.“ *

„Alltagsgegenstände und Naturmaterialien bzw. „offene Materialien (Tardos 1990)“ laden die Kinder zum Ausprobieren und Entdecken ein. Diese Materialien sind Bestandteil der Umwelt, die das junge Kind umgibt und die es zu entdecken gilt. Sie haben keine verdeckten didaktischen Absichten. Sie ermöglichen vielmehr einen vielseitigen und explorativ- entdeckenden Gebrauch. Im Vordergrund steht die Materialerfahrung. Den Kindern bieten diese Materialien ein vielfältiges Feld für ästhetisch-sinnliche Erfahrungen. Das Kind kann die Materialien nach Belieben untersuchen und herausfinden, welche Eigenschaften sie haben und was man damit alles tun kann – der Fantasie und Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. **

Materialerfahrung in den verschiedenen Alters- und Entwicklungsphasen

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I) Spielzeug, das zum Hantieren auffordert

1.) Haushaltsgegenstände

  • vielfältige Formen und Größen von Metalltöpfen (und Deckeln)
  • vielfältige Formen und Größen von Kartons, Pappschachteln Kartons u. ä. Holzkästchen, Spanschachteln
  • vielfältige Variationen von Plastikcontainern (mit Verschlüssen bzw. Deckeln, z.B. leere Bonbon- und Cremedosen)
  • Staubwedel
  • Kochlöffel in verschiedenen Formen, Größen und aus unterschiedlichen Materialien
  • Blechteller und-schüsseln
  • Schneebesen
  • Grillzange
  • Siebe
  • Nudelrolle
  • Plastikflaschen mit verschiedenen Verschlüssen
  • Zollstock
  • Schwämme
  • Siebe
  • Trichter
  • Messbecher
  • Portemonnaies mit verschiedenen Verschlüssen

2.) Alltagsmaterialien

  • Schläuche und Rohre, leere Teppichrollen
  • alte Knöpfe
  • unterschiedliche Bürsten (Zahnbürste, Haarbürste, Spülbürste, Rasierpinsel etc.)
  • Strohhalme
  • leere Lebensmittelverpackungen
  • leere Waschmitteltonnen (gründlich reinigen)
  • Weidenkörbe in allen Größen
  • dünne und stabile Papiertüten
  • transparente/schwarze Filmbehälter
  • Stoffsäckchen mit Gummizug
  • Hand-Waschlappen mit verschiedenen Füllungen (Reis, Linsen, Erbsen, usw.) als Fühlsäckchen
  • Joghurtbecher (möglichst aus dem Bioladen wegen der Unbedenklichkeit des Materials)
  • WC-Rollen; leere Küchenrollen
  • Korken
  • Bierdeckel
  • Wäscheklammern Holz
  • Schüsseln mit und passend für:
    • Bohnen 10 Kilo
    • Erbsen 5 Kilo
    • Linsen 10 Kilo
  • Tücher aus verschiedenen Materialien (Seide, Baumwolle, Samt usw.)

3.) Ausrangierte Haushaltsgegenstände

  • Telefone
  • Schlüssel
  • Computertastaturen
  • alte Kaffeemühlen mit Handkurbel
  • Salatschleuder
  • Fliegenklatschen
  • Staubwedel
  • Taschenlampe
  • Fahrradglocke
  • Luftpumpe
  • Waschbrett

4) Naturmaterialien

  • Sand
  • Wasser
  • Zweige
  • Stöcke
  • Moos
  • Kastanien
  • Steine
  • Muscheln
  • Kastanien

5) Vorgefertigtes Spielzeug

  • Luftballons
  • große Murmeln
  • Murmelbahnen

6) Offene Materialien, die zur Bewegung auffordern

  • Seile
  • Teppichfliesen (Velours)
  • Verschiedene Fußmatten aus dem Baumarkt als Fußfühlstraße
  • Flitzis 2-3 Stück
  • alte Tennisbälle
  • Igelbälle, Massagerollen
  • verschiedene Schwämme
  • Schwungtuch, Bettlaken
  • Plastikplane  (extra stark) als Schwungtuch
  • Heulrohre
  • Softbälle,
  • Tischtennisbälle
  • Schaumstoffwürfel
  • Pilone aus dem Straßenbau
  • Reifen mit Tüchern behängen, aufhängen

7) Transportmittel

  • Taschen jeder Art
  • Koffer mit Rollen
  • Schulranzen (klein)
  • Kleine Rucksäcke
  • Handtaschen mit unterschiedlichen Verschlüssen
  • Einkaufskörbe
  • Plastikkisten mit Tragegriff

II) Materialien, mit denen man Musik, Klänge und Rhythmus erzeugen kann

  • Papprohre unterschiedlicher Durchmesser
  • Büchsen mit Deckel
  • Plastikflaschen mit Deckel oder Schraubverschluss
  • leere Dosen mit Deckel
  • Papprohre unterschiedlicher Durchmesser
Füllung
  • Reis
  • Erbsen
  • Kastanien
  • Nüsse
  • Maiskörner
  • kleine Kieselsteine
  • Muscheln
  • Sand

Instrumente zum Trommeln selbst herstellen:

Es eignen sich alle getrockneten Früchte, deren Kerne sich beim Austrocknungsprozess lösen und beim Schütteln zu hören sind (Kokosnuss, exotische Samenschoten, kleine Kürbisse …)

praktische Tipps:

auf Durchmesser der Behälter achten, damit die Kinder die Schüttel-Instrumente ohne Anspannung in ihren Händen halten können.

Wichtig!

Die Behältnisse mit stabilem Klebeband zusätzlich verschließen, damit die Kinder nicht in einem unbeobachteten Moment den Inhalt in Mund, Nase oder Ohren stecken!

Praktische Tipps:

nicht nur mit Schlegeln, Klöppeln u. a. trommeln lassen, sondern die Schwingungen unmittelbar mit den Händen erleben lassen.

  • Waschmitteltonnen
  • Kekse- und Bonbondosen, große Marmeladeneimer oder Honigeimer mit Deckel
  • Waschmaschinentrommeln (Trödelmarkt oder Alteisenhändler)
  • Pappröhren mit großem Durchmesser
  • Blumentöpfe/Tontöpfe
  • Kochtöpfe aus Stahl oder Aluminium

Bespannung

  • Tierhäute
  • Starke Kunststofffolien

Befestigung

  • Schnüre
  • Einmachglasgummis
  • Textilklebeband
  • Paketklebeband

Instrumente zum Zupfen selbst herstellen

  • Stabile Kartons in kleiner und mittlerer Größe
  • Holzkästchen (z. B. von Zigarren o. a.)

Bespannung /Befestigung

  • Haushaltsgummis
  • Stabile Kartons in kleiner und mittlerer Größe
  • Einmachglasgummis
  • Nylon- und Metallsaiten
  • Krampen und Ringschrauben

III) Spielmaterialien, die zur Gestaltung auffordern, z.B. Materialerfahrung mit Papier

Papier und Pappen in allen Formaten

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  1. Wellpapperollen
  2. Kartons- und Schachteln
  3. Packpapier
  4. Zeitungsrestrollen
  5. Transparentpapier in diversen Farben
  6. Seidenpapier, Japanpapier
  7. Krepppapier
  8. Pergamentpapier
  9. Tempotaschentücher, Löschpapier
  10. Tüten
  11. Eierkartons
  12. Kataloge, Tapetenmuster
  13. Servietten
  14. Tortenspitzen
  15. Muffinsförmchen

Zum Kleben und Zusammenfügen

  • Tapetenkleister
  • Mehlkleister
  • Locher und Bindfaden
  • Tesafilm oder –krepp

Praktische Tipps:

  1. Reißen
    Zeitungspapier, farbiges Katalogpapier, Transparentpapier usw. grob reißen, auf eingekleistertes Papier „regnen“ lassen; Swimming-Pool mit Schnipseln füllen und darin „baden“ (unbekleidet)
  2. Knüllen
    Diverse Papiersorten (auch härtere Materialien) knüllen für Spaß- und Spielaktionen (z. B. in die Luft oder über eine Schnur/in ein großes Gefäß werfen); geknüllte Bälle in Kleister tauchen und z. B. auf lange Tapetenrollen aufkleben
  3. Einwickeln
    Gegenstände aller Größen in Papier einwickeln – den eingewickelten Gegenstand vor dem Auswickeln erraten.
    Kinder und/oder Erwachsene in große Bogen Papier, Wellpappe oder Klopapier einwickeln
  4. Schneiden
    Diverse Papiersorten willkürlich zerschneiden lassen.
    Streifen aufkleben (evtl. Thema als Überschrift anbieten um die Phantasie anzuregen), auch farbiges Papier einsetzen (frei entstehende Muster können der Ausgangspunkt für eine Geschichte werden wie z. B… der blaue Streifen geht spazieren und trifft…)
  5. Falten
    Diverse Papiersorten immer kleiner falten.
    Transparente Papiere werden durch Faltungen immer kräftiger in der Farbe, wenn sie lichtdurchlässig angebracht werden.
  6. Formen
    weniger saugfähige Papiersorten und kleine Pappschachteln ins Wasserbad tauchen und beobachten.
    Im Wasser experimentieren und durch Knüllen, Zerreißen die ursprüngliche Form verändern.
  7. Pappmaché herstellen
    Alle saugfähigen Materialien wie z. B. Eierkartons, Krepppapier, Zeitungs- und Seidenpapier (evtl. auch Sägemehl) mit Kleister mischen. Alle Kinder, die sich dafür interessieren und keine Abwehrreaktionen zeigen, sollten dies selbst machen dürfen. Wichtig ist auch bei der Auswahl des Papiermaterials darauf zu achten, dass Farbmischungen entstehen können. Das fertig modellierte „Ergebnis“ wird von den Kindern selbst meist als zweitrangig bewertet. Im Vordergrund steht erfahrungsgemäß das wunderbar glibberige Erlebnis.
  8. Bauen mit Kartons
    Unterschiedlich große Kartons, die sich ineinander stecken und auftürmen lassen, zur Verfügung stellen.
Prüfkriterien Einschätzung
Welche Sinneserfahrungen ermöglicht das Material?

I   fühlen (rau, glatt)

I   spüren (leicht, schwer)

I   riechen

I   hören

I   schmecken

I   sehen

Welche Entdeckungen, Erforschungen lässt das Material zu?

 

 

Was kann man damit ausprobieren?

Welche Zusammenhänge des Alltags lassen sich damit erproben, ausprobieren, begreifen?

 

 

Zu welchen Nachahmungsspielen lädt das Material ein?

 

 

In welche Rollen kann man damit schlüpfen?

Wie sicher ist das Material?

 

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Literatur, Lesetipps und Videos

  • Bertelsmann Stiftung / Staatsinstitut für Frühpädagogik (Hrsg.) 2008): Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung
  • Bodenburg, Inga; Kollmann, Irmgard: Frühpädagogik – arbeiten mit Kindern von 0 bis 3 Jahren: Ein Lehrbuch für sozialpädagogische Berufe. Bildungsverlag EINS 2011
    Cantzler, Anja: Exploration mit Alltagsgegenständen und Naturmaterialien. Verfügbar unter : http://www.kita-fachtexte.de, Zugriff am 1.1.2016
  • Elbkinder Hamburg : Schlüsselsituationen in der Krippenarbeit, Eigenverlag 2015
  • Tardos, Anna und Appell, G.: Die Aufmerksamkeit des Säuglings während des Spiels. Budapest 2002 (DVD dazu ist 2011 erschienen)
  • van Dieken, Christel: Was Krippenkinder brauchen, Herder Verlag 2012, Christel van Dieken
    https://www.facebook.com/christelvandieken
    https://www.youtube.com/channel/UCIIzJLrnj8KEt-nhcGEEXzg

* aus: van Dieken, 2012, S. 89
** vgl. Bertelsmann Stiftung, 2008, S. 14
*** aus: Cantzler 2011, Kita Fachtexte , S. 4/5
**** aus: Bodenburg, Grimm: Zusammenleben mit Kleinstkindern, FIPP Verlag 1986, vergriffen
***** aus: Elbkinder : Schlüsselsituationen in der Krippenarbeit, Eigenverlag 2015

Fotos Kita Hügelland, Eigenbetrieb, Dresden