„Träumer- Tüftler- Wolkenstürmer“ – Die Kitas des ASB Hamburg auf dem Weg zu einem gemeinsamen Trägerprofil

Wie kommt ein Kita Träger auf die Idee ein gemeinsames inhaltliches Profil zu entwickeln? Die Geschichte der ASB Kitas in Hamburg begann so:

Im Jahr 2012 stellten alle Leitungskräfte im Rahmen eines gemeinsamen Konzepttages ihre Einrichtung vor. „Wo stehen wir? Was macht uns aus? Wo sind Unterschiede?“ waren dabei zentrale Fragen. Es ging zunächst um eine detaillierte Analyse der jeweiligen Standorte; Belegung, Konzept, Umsatz, Personalstruktur sowie soziales Umfeld wurden dargestellt. Die Leitungen schilderten ihre Planungen und Visionen, die in die Zukunft reichten.

Ein zentrales Anliegen kristallisierte sich bald sehr deutlich heraus: Ein großer Teil der Leitungen wünschte sich ein gemeinsames inhaltliches Trägerprofil, an dem sich alle Kitas konzeptionell orientieren sollten!

„Was macht uns aus? Was haben wir gemeinsam? Was unterscheidet uns als Kitaträger von anderen? Woran können Eltern eine ASB Kita erkennen? Wie wirkt der ASB als Kitaträger in der Öffentlichkeit?“ Diese Fragen beschäftigten uns sehr!

Einigkeit bestand darüber, dass die Qualität der SAB Kitas in der Öffentlichkeit nicht ausreichend wahrgenommen wird.   Daraus ergab sich nach Einschätzung der Leitungen die Notwendigkeit einer geschärften Profilierung. In Zeiten wachsender Konkurrenz wird die Bedeutung eines einheitlichen und überzeugenden Profils, das in professioneller Weise in der Außendarstellung transparent kommuniziert wird, immer zentraler. Leitfrage für uns war dabei: Was zeichnet die ASB Einrichtungen aus? Was konkret können Eltern und Kinder in einer ASB Einrichtung erwarten? Womit können sich die Mitarbeiter identifizieren?

Im Februar 2013 fanden gemeinsame Klausurtage aller Leitungen mit Christel Van Dieken als Fachberaterin statt, mit dem Ziel, ein gemeinsames inhaltliches Profil zu definieren. Innerhalb von nur zwei Tagen gelang es der Gruppe ein von allen getragenes gemeinsames Profil zu formulieren: Die ASB Kitas sollten „Werkstattkitas“ werden! Einige Leitungen hatten bereits Erfahrungen mit der Werkstattarbeit, es wurde eine große Schnittmenge zu anderen pädagogischen Ansätzen, die in ASB Kitas praktiziert werden, gesehen wie beispielsweise der Reggiopädagogik oder er Offenen Arbeit. Seitdem befinden sich alle vom ASB Hamburg betriebenen Kitas im kontinuierlichen Prozess der Profilentwicklung.

Zunächst wurden wichtige Schritte zur Organisationsentwicklung eines Trägerprofils geplant, Aufgaben und Zuständigkeiten verteilt und weiteres Vorgehen geplant.

Im Frühjahr 2013 arbeitete das Leitungsteam gemeinsam an folgenden Fragestellungen:
Was ist eine Werkstattkita oder Lernwerkstatt? Welche Definitionen gibt es hierzu?

Was konkret verstehen wir darunter?

Um dies für uns zu konkretisieren, wurden in Arbeitsgruppen zu folgenden Aspekten Kriterien entwickelt, die Werksattarbeit für uns kennzeichnen und die wir als Grundlage unserer pädagogischen Arbeit verstehen:

  • Trägerverantwortung
  • Zusammenarbeit mit Eltern
  • Projektarbeit
  • Haltung und Menschenbild
  • Bildungsverständnis
  • Der Raum als dritter Pädagoge
  • Material
  • Dokumentation und Präsentation

Seitdem ist das Leitungsteam mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Kriterien befasst. Im Rahmen monatlich stattfindender Leitungsrunden wird darüber diskutiert, Fragestellungen werden von dort mit in die Kitateams genommen und mit den Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort besprochen. So haben sich beispielsweise einzelne Teams mit der Aussage: „Jedes Kind hat ein Recht auf unverplante Zeit“ auseinandergesetzt. Hier wurde kontrovers diskutiert und darüber nachgedacht, was diese Aussage in Bezug auf geplante Aktivitäten seitens der Pädagogen bedeutet. Die Beiträge aus den Teams fließen in die Festlegung der Kriterien mit ein. Die Festlegung unserer Werkstattkriterien wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ist allerdings ein wesentlicher Prozess, um ein Profil zu entwickeln, das von allen getragen wird.

Die Planung sieht vor, auf der Grundlage der beschriebenen Kriterien in den kommenden Jahren Qualitätsstandards zu entwickeln, die in allen Kitas umgesetzt und überprüft werden können.

Parallel dazu ist von einer internen Fachberatung eine detaillierte Analyse der räumlichen und personellen Bedingungen in den Kitas vor Ort vorgenommen worden. Fragestellung war dabei unter anderem, wie Leitung und Team bezüglich des Werkstattprofils aufgestellt sind und wo es konkreten Unterstützungsbedarf gibt. Inhaltliche Ideen zum Einrichten der Werkstätten wurden beschrieben und überlegt, wo diese räumlich angesiedelt werden können. Dabei wurde deutlich, dass es viele Unterschiede gab. So hatten einzelne Einrichtungen bereits vor Festlegung des neuen Profils Werkstätten, bzw. Räume mit deutlichem Werkstattcharakter eingerichtet. Andere schilderten konkrete Vorstellungen von Pädagogen aus dem Team, die sich darauf freuten, bald mit der Werkstattarbeit zu beginnen. In einzelnen Teams wurde ein größerer Fortbildungsbedarf zum Thema deutlich.

Im September 2013 fand eine gemeinsame Auftaktveranstaltung „ASB Kitas auf dem Weg zur Werkstattarbeit“ für alle pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Christel Van Dieken als Referentin statt. Diese Veranstaltung sollte in den Teams im besten Falle eine Initialzündung bewirken, die Steuerungsgruppe wünschte einen gelungenen gemeinsamen Start ins neue Profil, wollte bei den Mitarbeitern „die Sehnsucht wecken“ sich auf die Reise in die Werkstattkita zu begeben. In sehr engagierter Vorbereitung vieler Leitungen wurden bereits am Vorabend Materialien zum Veranstaltungsort gebracht und Werkstätten aufgebaut, die zum Ausprobieren und kreativen Ideen entwickeln anregten. Eine Reise in die Werkstätten der eigene Kindheit brachte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Thema emotional näher, Filmausschnitte zum Thema „Werkstattarbeit“ (Van Dieken) haben einen guten Einblick in die praktische Werkstattarbeit gewährt. In unterschiedlichen Arbeitsgruppen wurde rege über bereits entwickelte Kriterien diskutiert und überlegt, wo das eigene Team in Bezug auf Werkstattarbeit steht. Insgesamt war die Veranstaltung sehr gelungen und von angeregter und kommunikationsfreudiger Stimmung getragen.

Neu gegründete Kitas werden bereits im Aufbau am Profil inhaltlich und räumlich orientiert. Ein geschärftes, klares und gutes Profil, mit dem sich der ASB in der Kitalandschaft Hamburgs auszeichnet und von anderen unterscheidet, erhöht unsere Chancen im Wettbewerb erheblich.

Über den Titel des Profils wird seit der Entscheidung für „Werkstattkitas“ rege diskutiert. Der Profilnamen soll eine gute Wirksamkeit in der Öffentlichkeit erzielen, auch ein griffiger Slogan ist gewünscht. In einer kreativen Schreibwerkstatt im Dezember 2013 ist der Profilnamen „ASB Werkstattkita- Träumer-Tüftler-Wolkenstürmer“ entstanden.

Derzeit wird an einer Imagebroschüre gearbeitet, die unser Werkstattprofil in anschaulicher Weise nach außen hin dokumentiert. Die Außendarstellung wird aktuell weiterentwickelt. Im kommenden Jahr ist ein Imagefilm geplant.

Im Juni 2014 hat eine umfassende Qualifizierungsmaßnahme für je eine Leitung und einer pädagogischen Fachkraft pro Kita mit Christel Van Dieken und Marion Thielemann zum Thema Werkstattkita begonnen. In insgesamt acht Modulen begeben sich die Teilnehmer im doppelten Wortsinn auf die Reise und setzen sich mit den verschiedenen Facetten der Thematik auseinander, unter anderem werden dabei auch Kitas bereist, die Werkstätten eingerichtet haben und gelungene Vorbilder darstellen. Die Teilnehmenden sind Multiplikatoren, die ihr Wissen ins Team tragen. Flankiert wird die Maßnahme mit internen Teamberatungen, die vor Ort mit den Team konkret daran arbeiten, wie das Profil im jeweils eigenen Haus umgesetzt werden kann.

Im ersten Modul beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem Thema Wort/Erzähl- und Schriftwerkstatt.   Nach theoretischem Input und der Möglichkeit der Materialerfahrung bestand die kreative Aufgabenstellung darin, eine Phantasiewerkstatt zu entwerfen, in der 22 Kinder aktiv tätig sind.

In den weiteren Modulen beschäftigen wir uns mit verschiedenen inhaltlichen Werkstätten wie beispielsweise der Kunstwerkstatt, einer Bauwerkstatt, einer Mathematikwerkstatt, und den Themen Raum und Materialangebot. Auch Fragen wichtiger Öffnungsprozesse oder der Projektarbeit werden bearbeitet. In vielen Hospitationen und gemeinsamen Reisen werden Kitas besucht, die gelungene Beispiele der Werkstattarbeit darstellen.

Durch die langfristige Beratung und Begleitung der Leitungen und Teams sehen wir als Träger die große Chance, dass das Profil im gemeinsamen Prozess aller entwickelt wird, somit nachhaltig ist und von allen gelebt wird.

 

 

Margit Müller und Andrea Wendland